Daniel Frischknecht ist ausgebildeter Coach und arbeitet als Mitarbeiterentwickler der Kirchgemeinde Bischofszell-Hauptwil. Er sagt: Für eine Kirchgemeinde ist es nicht nur nett, wenn sie jemanden hat, der sich um die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der Kirchgemeinde kümmert, nein, es ist Pflicht.
Von Lukas Huber
Es gibt in einer Kirchgemeinde verschiedene Arten, wie man mit Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern umgeht: Es kann zum Beispiel den Leiterinnen und Leitern überlassen sein, Menschen für ihr Team zu suchen und dafür Sorge zu tragen, dass sie wertgeschätzt und geschult werden. Die Kirchgemeinde Bischofszell-Hauptwil geht einen anderen Weg: Sie hat vor zehn Jahren Daniel Frischknecht als Mitarbeiterentwickler angestellt, heute mit einem 50-Prozent-Pensum. Er sieht die Gefahr, wenn jede Pfarrerin ihre Teams selber zusammenstellt, dass die Teammitglieder sich als nur ihr gegenüber verpflichtet erleben und wegen ihr mitarbeiten – anstatt sich als Mitarbeiter der Kirchgemeinde zu verstehen.
In seiner Kirchgemeinde ist Daniel Frischknecht verantwortlich für alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Kirchgemeinde, auch für jene, mit denen er gar nie zusammenarbeitet. Indem er im Hintergrund arbeitet, kann er Menschen zusammenbringen, die Kirchgemeinde-Vision bekanntmachen, Mitarbeiter fördern und herausfordern und den Teams – sowie den Angestellten – das Leben erleichtern.
Zuerst mitarbeiten, dann gecoacht werden
Seine Aufgabe als Mitarbeiterentwickler sei in den letzten Jahren noch bedeutsamer geworden, hat Daniel Frischknecht beobachtet. Vor einem Jahrzehnt seien Mitarbeiter zuerst in einen Schulungskurs gegangen und hätten dann angefangen, mitzuarbeiten. Doch die Zeiten haben sich geändert. Heute wollten Menschen, wenn sie Feuer gefangen haben, gleich mitarbeiten und dann in ihrem Engagement begleitet und gecoacht werden.
Wie denn das konkret aussieht, fragt Co-Host Lukas Huber in der Episode von «Aufwärts stolpern» mit Daniel Frischknecht. Ein Pfarrer habe zwei Taufgespräche mit religiös sehr unterschiedlichen Familien geführt, bei denen beide Mütter fanden, es sollte doch ein Angebot für ganz kleine Kinder geben. Der Pfarrer habe Daniel Frischknecht über die Idee informiert, dieser brachte die beiden Mütter zusammen und entwickelte mit ihnen in zwei Monaten das neue Angebot «Müslitreff»; nach ein paar Mal seien schon 15 Personen gekommen. Daniel Frischknecht musste auch kurzfristig ein Budget für das neue Angebot auftreiben – eine Entlastung für die beiden Mütter.
50 Telefonanrufe und ein Treffer
Entlasten kann Daniel Frischknecht auch die anderen Angestellten. Er führe eine lange Liste von Mitarbeiter-Lücken, die er füllen sollte. Er strapaziere oft seine Telefonliste von 2000 Personen, die er auf seinem Mobiltelefon habe. Oft müsse er 50 Telefonanrufe machen, bis er eine Zusage erhält, «da gibt es nichts zu beschönigen». Allerdings sind auch die anderen 49 Anrufe nicht für die Katz, «weil es gute Gespräche sind und man Rückmeldungen erhält, die wiederum der Kirchenvorsteherschaft nützlich sein können.»
Jede Kirchgemeinde braucht einen Mitarbeiterentwickler
Ab welcher Grösse es denn einen Mitarbeiterentwickler braucht, fragt Lukas «Jede Kirchgemeinde braucht eine Person, die zu 100 Prozent Ansprechperson ist für die freiwillig Mitarbeitenden.» Je nach Grösse der Kirchgemeinde sei es nicht nötig dafür einen Angestellten zu haben, es brauche aber jemanden, der die Arbeit der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wertschätzt und verdankt. Das solle besser nicht eine Pfarrerin oder ein Diakon sein, weil diese eine klar umrissene Funktion hätten. Es könne auch eine freiwillige Person sei, die diese sensible Aufgabe übernimmt.
Einen dedizierten Mitarbeiterentwickler zu haben, sei auch aus einem weiteren Grund sinnvoll: Wenn er mit Menschen rede, könne er auch einmal eine Mitarbeiterin fragen,, ob es nach fünf Konflagern vielleicht einmal Zeit sei, eine andere Aufgabe zu übernehmen. Eine solche Herausforderung könne Mitarbeitern helfen, sich weiterzuentwickeln.
Die ganze Episode mit Daniel Frischknecht kann man