Wie Kirchgemeinden zusammenarbeiten, ist eine sehr umstrittene Frage. Dennoch wird die Kirche eine gute Antwort finden müssen, sagen Lukas Huber und Anna Näf. Sie fassen die Erkenntnisse aus der Staffel 6 des Podcasts «Aufwärts stolpern» zusammen und diskutieren die eigenen Überlegungen.
Von Lukas Huber
Fixe Strukturen geben keine Stabilität», sagte Werner Näf in Episode 06-03 des LKF-Podcasts «Aufwärts stolpern» – eine sehr provozierende Antwort auf die Frage, wie die Zusammenarbeit von Kirchgemeinden gestaltet werden soll. Gelingende Zusammenarbeit finde dort statt, wo die Beziehungen gut sind und man einfach einmal zusammenarbeite in Bereichen, in denen es passt. «Lasst die Strukturen, wie sie sind», sagt der Pfarrer und Internet-Unternehmer, der durch seine geschäftliche Tätigkeit Einblick in die Funktionsweise von Kirchgemeinden der ganzen Schweiz hatte – speziell von fusionierten Kirchgemeinden. Wenn sich die Zusammenarbeit einmal bewährt hat, sei die Anpassung der Strukturen gewöhnlich ganz einfach. Ein weiterer Tipp von Werner Näf: andere Kirchenstände/Kirchenpflege zum Pizzaessen ohne Traktanden einladen statt mit einem Organisationsentwickler lange Sitzungen zu machen.
In Episode 06-02 sprach Franziska Huber von den Ressourcen-Verteilkämpfen, die den Kirchgemeinden bevorstehen und die es unter Umständen schwieriger macht, zusammenzuarbeiten. Eine wichtige Problemanzeige.
Freiheit hilft
Jugendarbeiter Enrico Pezzoni beschrieb in Episode 06-06, wie das gemeinsame Gross-Feriencamp Refresh zu vielen fruchtbaren Diskussionen unter Pfarrerinnen und Jugendarbeitern führten. Angestellte von vielen, auch sehr unterschiedlich geprägten Kirchgemeinden arbeiteten im Zusammenhang mit dem Camp zusammen und lernten sich schätzen.
Gerade die Erfahrungen des Refresh-Camp der St.-Galler Kirche bringen Podcast-Co-Host Lukas Huber dazu, ein Plädoyer für die Freiheit zu halten: Wenn Kirchgemeinden fusioniert sind, müssen die Angestellten und alle anderen Mitarbeiterinnen und Mitarbeit auf Gedeih und Verderb miteinander klar kommen – oder können es auch nicht zusammen. Wenn Strukturen von unten her gestaltet werden, gibt es meist noch andere Möglichkeiten, sich anders zu orientieren, wenn die Zusammenarbeit nicht klappt.
Regiolokale Kirchenentwicklung
Michael Herbst und Hans-Hermann Pompe haben in ihrem Heft «Regiolokalie Kirchenentwicklung» betont, dass Kirchgemeinden sich regional profilieren sollten – und dass gleichzeitig das lokale geistliche Leben stehen und gestärkt werden soll. Auch sie kommen zum Schluss dass die Beziehungen entscheidend sind, ob diese Ausrichtung gelingt.
Co-Host Anna Näf erzählt von den regelmässigen Treffen von sieben Winterthurer Kirchgemeinden unter dem Stichwort «Beer and Brainstorm», bei denen Pfarrer und Jugendarbeiterinnen ohne Traktandenlisten und Protokoll zusammen essen und austauschen.
Kultur der Grosszügigkeit
Den Weg zu guter Zusammenarbeit sieht Lukas Huber darin, dass Kirchgemeinden eine Kultur der Grosszügigkeit pflegen – zum Beispiel in finanzieller Hinsicht. Unter Umständen ist eine grosszügige Haltung langfristig günstiger als eine Konfliktberatung.
Daneben habe die Frage, wie Strukturen und Beziehungen gestaltet werden, auch eine geistliche Seite, behauptet Lukas Huber weiter. Er beobachte, dass es für den Gemeindebau viel Vertrauen in das Unverfügbare brauche. Er argwöhnt, dass manche Menschen stattdessen lieber an den Strukturen arbeiten, weil man das kann man auch ohne Vertrauen auf Gott tun kann. Gelingende Zusammenarbeit über die Grenzen hinaus braucht aber viel Vertrauen.
Die Episode schliesst mit dem Postulat, dass auch eine Kantonalkirche ihren Beitrag an eine gelingende Zusammenarbeit von Kirchgemeinden leisten kann: indem sie Orte schafft, in denen sich Menschen ungezwungen treffen und einander vertrauen lernen.
Die ganze Episode kann man